Akupunktur
Die Akupunktur ist die gezielte therapeutische Beeinflussung von Körperfunktionen über spezifische Punkte an der Körperoberfläche, bekannt als Akupunkturpunkte. Im Mittelpunkt der TCM steht die Vorstellung einer im Körper fließenden Energie, dem Qi, auf deren Wirkung alle Lebensäußerungen beruhen. Diese Energie fließt entlang der 12 paarigen und 2 unpaaren Hauptleitbahnen, den sogenannten Meridianen. Jeder der 12 Meridiane wird einem Organsystem zugeordnet, wobei die Bezeichnungen wie Leber oder Milz nicht mit der westlichen Organlehre in Zusammenhang stehen, sondern Funktionskreise bezeichnen. Durch das Einstechen der Nadeln an den über 360 Akupunkturpunkten wird die Qi-Zirkulation ausgeglichen und bestimmte Organsysteme angeregt oder gemäßigt. Für die klassische Akupunktur ist es unabdingbar, dass eine an Traditioneller Chinesischer Medizin orientierte Diagnostik zugrunde liegt.
Bei der Behandlung werden die entsprechenden Akupunkturpunkte, die meist entlang der Meridiane liegen, durch einen sanften Reiz mit Akupunktur-Nadeln aktiviert. Die Akupunkturpunkte stehen mit einzelnen Organen und Organfunktionen in Beziehung. Durch den Reiz werden die den Akupunkturpunkten zugeordneten Organe durch Regulierung von Qi zur Selbstheilung angeregt. Bei der Akupunktur wird also nicht das erkrankte Organ direkt behandelt, sondern der Meridian bzw. Akupunkturpunkt, dem das Organ zugeordnet ist.
Obwohl Akupunktur oft in ihrer Anwendbarkeit bei der Schmerztherapie beschrieben wird, kann sie tatsächlich bei einem breiten Spektrum von Krankheiten eingesetzt werden. Nach der traditionellen chinesischen Philosophie ist unsere Gesundheit abhängig von der Energie die den Körper motiviert, bekannt als Qi, das sich ausgeglichen und sanft durch die Energieleitbahnen unterhalb der Haut bewegen soll. Qi besteht aus gleichen und gegensätzlichen Qualitäten – Yin und Yang – und wenn diese in einen Zustand des Ungleichgewichts geraten, kann Krankheit die Folge sein. Durch das Einstechen von feinen Nadeln in die Energieleitbahnen, können körpereigene Heilkräfte stimuliert werden und so helfen, die natürliche Balance wieder zu erlangen. Der Fluss des Qi kann von verschiedensten Faktoren gestört werden. Diese sind z.B. Nervosität, Stress, Ärger, Angst oder Trauer, falsche Ernährung, Wetter-Konditionen, erbliche Faktoren, Infektionen und Trauma. Das Hauptziel der chinesischen Medizin ist, den ganzen Menschen zu behandeln, um das Gleichgewicht zwischen den körperlichen und emotionalen und spirituellen Aspekten eines Individuums wieder herzustellen und nicht die isolierte Behandlung von einzelnen Symptomen.
Akupunktur wird häufig zur Geburtsvorbereitung angewandt. Die Behandlung beginnt normalerweise ab der 36. Schwangerschaftswoche, in der Regel mit einer 50 bis 60-minütigen Sitzung pro Woche. Es sollten mindestens drei Behandlungen durchgeführt werden, üblich sind vier. Gemäss einer Studie der Frauenklinik Mannheim verkürzt Akupunktur die Geburtsdauer bei Erstgebärenden im Durchschnitt um 2 Stunden, da die Behandlung eine schnellere Reifung des Muttermundes und eine gezieltere Wehen Tätigkeit in der Eröffnungsphase bewirkt. Akupunktur wirkt zudem psychisch als auch physisch entspannend und schmerzlindernd.
Akupunktur kann auch zum Einleitung der Geburt angewendet werden.
Normalerweise liegt der Patient auf dem Behandlungstisch. Das Setzen der Nadel dauert ca. fünf Minuten, die Nadeln verweilen anschließend im Durchschnitt weitere 20 Minuten. Die Stichtiefe ist je nach Körperstelle unterschiedlich und kann von einem Millimeter bis mehreren Zentimetern betragen. Im Bereich der Einstichstelle sollte sich ein Wärme-, Schwere- oder Druckgefühl oder eine leichte Elektrisierung entwickeln. Dieses weist auf eine gute therapeutische Wirkung hin. Dieses Gefühl wird als „De-Qi“ bezeichnet.
Nach dem Setzen werden die Nadeln durch Drehen, Heben oder Senken manuell stimuliert. Oft wird die Akupunktur auch mit Moxibustion oder Elektro-Akupunktur kombiniert.
Die WHO stellte folgende Liste von Krankheiten auf, für welche eine Akupunkturbehandlung indiziert sind.
Neurologische Erkrankungen:
- Migräne
- Cephalgie (Kopfschmerzen)
- Trigeminusneuralgie
- Facialisparese (Gesichtslähmung, Frühstadium, am effektivsten innerhalb 3 bis 6 Monaten)
- Paresen nach Apoplexia cerebri (Lähmung nach Schlaganfall)
- Herpes zoster (Gürtelrose)
- periphere Neuropathien (Nervenschmerzen)
- Poliomyelitislähmung (Kinderlähmung, Frühstadium, am effektivsten innerhalb 6 Monaten)
- Morbus Meniere (Drehschwindel, Ohrgeräusche)
- Neurogene Blasendysfunktion (Blasenentleerungs-Störung, Blasenschwäche)
- Enuresis nocturna (Bettnässen)
- Interkostalneuralgie
- Restless-Leg-Syndrom
Orthopädische Erkrankungen:
- Lumbalgie, Ischialgie (Rückenschmerzen)
- Cervicobrachialsyndrom (Schulter-Arm-Syndrom)
- Periarthritits humeroscapularis (Schulterschmerzen)
- Tennis- Golfellenbogen
- Osteoarthritis, Rheumatoide Arthritis (Gelenkentzündung)
Gastrointestinale Erkrankungen:
- Obstipation (Verstopfung)
- Diarrhoe (Durchfall)
- Krämpfe des Oesophagus und des Mageneinganges
- Singultus (Schluckauf)
- Gastroptosis (Magensenkung)
- akute und chronische Gastritis (Magenschleimhautentzündung)
- Hyperacidität des Magens (Magenübersäuerung)
- akutes Ulcus duodenale (Zwölffingerdarm-Geschwür)
- akute und chronische Kolitis (Dickdarmentzündung)
- akute bakterielle Dysenterie (Ruhr, Durchfall)
- Darmparalyse (Darmverschluss)
Respirationstrakt (Obere Luftwege):
- akute Sinusitis (Nasennebenhölenentzündung)
- akute Rhinitis (Schnupfen)
- grippaler Infekt
- akute Tonsillitis (Mandelentzündung)
Bronchopulmonale Erkrankungen (Untere Luftwege):
- akute Bronchitis
- Asthma bronchiale (besonders effektiv bei Kindern und Patienten ohne andere komplizierte Krankheiten)
Herz / Kreislauf:
- Arrhythmien (Herzrhythmusstörungen)
- Hypertonie (Hoher Blutdruck)
- Hypotonie (Niedriger Blutdruck)
- Durchblutungsstörungen
- Krampfadern
Gynäkologie:
- Menstruationsbeschwerden
- Schwangerschaftsbeschwerden
- Beschwerden im Klimakterium (Wechseljahrbeschwerden)
- Geburtsvorbereitung
- Sterilitas (Unfruchtbarkeit)
Psychische Erkrankungen:
- Depression
- Erschöpfungszustände
- Insomnia (Schlafstörungen)
- Unruhezustände
Hauterkrankungen:
- Akne vulgaris
- Urtikaria (Schuppenflechte)
- Neurodermitis
- Atopisches Ekzem
- Urtikaria (Nesselfieber)
- Herpes simplex
Augenerkrankungen:
- akute Konjunktivitis (Augenbindehautentzündung)
- Retinitis (Netzhautentzündung)
- Myopie (Kurzsichtigkeit, bei Kindern)
- Katarakt (Grauer Star)
- Makuladegeneration
Erkrankungen der Mundhöhle:
- Zahnschmerzen
- Schmerzen nach Zahnextraktion
- Gingivitis (Mundschleimhautentzündung)
- akute und chronische Pharingitis (Rachenentzündung)
Sonstiges:
- Allergie
- Pollinose (Heuschnupfen)
- Therapiebegleitung bei Krebs, Nikotin- und Arztneimittelentwöhnung
Die TCM hat ihrer eigenen Diagnostik und ist eigentlich nicht auf die westlichen Krankheitsdefinitionen ausgerichtet. Deshalb ist es schwierig, eine abschliessende Liste über Krankheiten/Beschwerden zu machen, die mit Akupunktur/TCM behandelbar sind
Es besteht auch ein geringes Risiko, dass mit der Akupunkturnadel ein Blutgefäß verletzt wird. Aus diesem Grund sollte bei dauerhafter Einnahme von gerinnungshemmenden Medikamenten oder dem Vorliegen einer Blutgerinnungsstörung von der Durchführung der Akupunktur abgesehen werden.
Eine Kreislaufreaktion auf den Einstich, besonders bei empfindlichen Personen, kann man meist dadurch vermeiden, dass der Patient während der Behandlung liegt.
Bei schwangeren Patientinnen besteht die Gefahr einer Wehen Auslösung. In diesem Fall sollten Stiche über Bauch und Rücken vermieden werden. Es gibt allerdings auch eine spezielle Akupunktur, die bei Schwangeren gegen Ende der Schwangerschaft durchgeführt wird und die einen positiven Einfluss auf die Geburt hat.
Bei der Elektroakupunktur müssen Vorerkrankungen des Herzens unbedingt berücksichtigt werden.
Chinesische Arzneimittel
Es gibt verschiedene Zubereitungsformen. Die meisten Patienten in der Schweiz bevorzugen bereits präparierte Kräuterrezepte. Diese werden als Granulat, zu Pillen gepresst oder als hydrophiles Konzentrat eingenommen.
Kräuterrezept mit Rohdrogen müssen in der Regel für eine Stunde gekocht werden. Einige spezielle Kräuter müssen länger oder weniger lang gekocht werden.
Der Kochvorgang in Schritten:
- Die Rohdrogen für 60min in kaltes Wasser eingelegen. Die Wassermenge richtet sich nach der Menge der Kräuter (ca. 1,5 Liter).
- Die eingeweichten Kräuter werden erhitzt bis das Wasser sprudelt.
- Danach den Herd auf die kleinste Stufe stellen und noch 20-30 min köcheln lassen.
- Den Sud entnehmen.
- Die Kräuter wieder mit Wasser übergiessen und ein weiteres Mal für 20-30 min kochen.
- Den Sud entnehmen.
- Beide Sude mischen.
Diese Menge reicht für einen Tag.
Informieren Sie auf jeden Fall Ihren Therapeuten über eine mögliche Schwangerschaft.