Meridiane (Leitbahnen) und Netzgefässe, 经络 Jīngluò, sind Kanäle, in denen die Lebensenergie Qi, das Blut (Xue) und die Körperflüssigkeiten (Jinye) fliessen. Diese haben die Aufgabe den ganzen Körper zu nähren, schützen, wärmen und mit Energie zu versorgen. Die Körperoberfläche wird durch ein dichtes Netz von miteinander verbundenen Leitbahnen überzogen. Dieses Netz gewährleisten die Kommunikation zwischen den Organen indem es das Körperinnere mit dem Körperäusseren verbindet.
Bei einem gesunden Menschen fliesst das Qi in den Leitbahnen ungehindert. Der Fluss des Qi kann jedoch durch äussere und/oder innere Einflüsse verändert, gestört oder gar blockiert werden. In der Chinesischen Medizin werden diese Blockaden oder Stauungen von Energieflüssen behandelt. Mit Akupunktur oder Tuina können bestimmte Akupunkturpunkte auf den Leitbahnen stimuliert werden um die Störung in einem Organsystem oder einer Leitbahn zu beseitigen.
Die verschiedenen Leitbahnen:
- Hautregionen
- Winzige Kollateralen
- Tendino-muskuläre Leitbahnen
- Verindungsleitbahnen
- Hauptleitbahnen
- Sonderleitbahnen
- Ausserordentliche Leitbahnen
Die 12 Hautregionen, sind keine Leitbahnen, sondern Hautregionen die über den Leitbahnen verlaufen. Dies kann erklären wieso Behandlungen wie Guasha oder Schröpfen eine starke therapeutische Wirkung haben. In dieser Schicht befindet sich das Wei-Qi (Abwehr-Qi), das den Körper vor äusseren pathogenen Faktoren schützt.
Die winzigen Kollateralen erinnern, wie der Blutkreislaufs des Menschen an einen Baum: Der Stamm des Baumes sind die Hauptleitbahnen (Jing). Von den Hauptleitbahnen zweigen dicke Hauptäste ab, die sich in immer kleinere Kollateralen (Luo) verzweigen. Diese versorgen den ganzen Körper mit Qi und Blut.
Die 12 Tendino-muskulären Leitbahnen sind mit den Hauptleitbahnen verbunden. Sie folgen den Muskeln, Sehnen und der Ligamente über den Hauptleitbahnen. Sie haben keine eigenen Akupunkturpunkte, können aber durch oberflächliches Nadeln, Guasha oder Schröpfen beeinflusst werden.
Die 15 (16) Verindungsleitbahnen zweigen von den 12 Hauptleitbahnen und den ausserordentlichen Gefässen ab. Die 15 (16) Verindungsleitbahnen gehören zu den 12 Hauptleitbahnen, der Ren Leitbahn, der Du Leitbahn sowie der grossen Verindungsleitbahn der Milz (und des Magens). Die Verindungsleitbahnen entspringen aus den Luo-Passagepunkten und verbinden sich mit den Innen-Aussen gekoppelten Leitbahnen. Sie verstärken die Verbindung zwischen den Innen-Aussen gepaarten Leitbahnen und den Organen (Zang Fu).
Die 12 Hauptleitbahnen verlaufen vertikal, beidseitig und symmetrisch. Jede Leitbahn ist einem Funktionskreis (Organsystem) zugeordnet. Es gibt 6 Yin-Leitbahnen die zu einem Zang-Organ (Lunge, Milz, Herz, Perikard, Niere und Leber) gehören und 6 Yang-Leitbahnen die zu einem Fu-Organ (Dickdarm, Magen, Dünndarm, Sanjiao, Blase und Gallenblase) gehören. Diese Leitbahnen haben einen inneren Verlauf der sich mit den Organen verbindet und einen äusseren Verlauf auf dem sich die Akupunkturpunkte befinden. Den 12 Hauptleitbahnen wird eine Fliessrichtung zugeschrieben: Yin-Leitbahnen verlaufen von den Zehen zum Stamm und vom Stamm zu den Fingern, Yang-Leitbahnen hingegen von den Fingern zum Gesicht und vom Gesicht zu den Zehen. Die Hauptleitbahnen ergeben einen Kreislauf, der im Laufe eines Tages komplett durchlaufen wird, so dass jede Leitbahn jeweils für zwei Stunden sein Maximum erreicht. Dieser Kreislauf ist als Ying-Qi Kreislauf oder Organuhr bekannt. Die Herz-Leitbahn (Hand-Shao-Yin-Meridian) zum Beispiel erreicht sein Maximum in der Zeit von 11 bis 13 Uhr.
Die 12 Sonderleitbahnen zweigen von den 12 Hauptleitbahnen ab. Sie verstärken die Verbindung zwischen den Innen-Aussen gepaarten Leitbahnen und den Organen (Zang Fu). Sie verteilen das Qi und Blut zum Kopf und Gesicht und verbinden Körperareale die nicht von den Hauptleitbahnen versorgt werden. Die 12 Sonderleitbahnen haben keine spezifischen Akupunkturpunkte.
Die 8 Ausserordentliche Leitbahnen sind das Konzeptionsgefäss (Ren-mai), das Lenkergefäss (Du-mai), das Durchdringungsgefäss (Chong-mai), das Gürtelgefäss (Dai-mai), das Yin-Fersengefäss (Yin Qiao-mai), das Yang-Fersengefäss (Yang Qiao-mai), das Yin-Verbindungsgefäss (Yin Wei-mai) und das Yang-Verbindungsgefäss (Yang Wei-mai). Diese Ausserordentliche Gefässe fungieren als Reservoir und regulieren das Qi und Blut in den Hauptleitbahnen und verbinden die 12 Hauptleitbahnen. Ren, Du und Chong-mai zirkulieren das Wei-Qi (Abwehr-Qi) durch Thorax, Abdomen und Rücken, um den Körper vor äusseren pathogenen Faktoren zu schützen. Diese Ausserordentliche Gefässe haben eigene Passagepunkte (Akupunkturpunkte). Ren und Du-mai bilden zusammen mit den 12 Hauptleitbahnen die 14 Leitbahnen. Auf ihnen liegen die 361 Akupunkturpunkte.
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